Farmer

Ofelia Colorado Álvarez

Veracruz, Mexico

Ich heiße Ofelia Colorado Álvarez, bin 75 Jahre alt und lebe nur mit meinem Sohn Raymundo zusammen, unsere weiteren Verwandten wohnen woanders. Es gibt viele Arbeiten, die mir Spaß machen: Ich mache gern Mole , Tortillas oder baue schwarze Bohnen auf der Finca an. Ich bereite auch Tamales zu, aber ich verschenke sie lieber an die Familie, als sie zu verkaufen. Die Pasta de Mole, die ich mache, verkaufe ich aber auch. Seit ich 35 Jahre alt bin baue ich Kaffee an. Wir hatten zu Anfang nichts und meine Kinder wurden gerade erst größer. Also hat mein Mann zu mir gesagt: „Was machen wir jetzt? Ich möchte gern Kaffee anbauen, aber wie soll ich das machen, wenn ich gleichzeitig eine Familie ernähren muss?” Also haben wir uns organisiert. In der Erntezeit bin ich mit meinen älteren Kindern arbeiten gegangen; wir haben den Kaffee geerntet, während mein Mann die Löcher gegraben hat und eine Baumschule mit kleinen Pflanzen angelegt hat. Die Plantage hatten wir zu der Zeit noch nicht gekauft. Und so haben wir es geschafft. Wir haben uns die Arbeit aufgeteilt und uns gegenseitig geholfen. Davon leben wir jetzt. Ich danke Gott für die Ernte, die er uns beschert, es gab kein Jahr ohne Kaffee, es gibt immer Kaffee. Ich kenne drei weise Regeln, die ich mal in einem Märchen gelesen habe und die mir oft weitergeholfen haben: Die erste ist „Glaube nicht alles, was sie dir erzählen”, die zweite ist „Weine Vergangenem nicht hinterher” und die dritte „Das, was einst deins war, behalte es für immer”. Im Märchen ging es um einen Kleinbauern, der eine Nachtigall einfangen wollte, weil diese ja wertvoll sind. Als er sich dann dazu entschloss, sie freizulassen, hat er es hinterher doch bereut. Und wenig später gab die Nachtigall ihm dann diese drei Lektionen.

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